24
39. Sperling ist hungrig.
(Franz Hoffmanin)
Sperling möchte doch auch gern etwas zu essen haben. Wenn
die Magd des Morgens die gelbe Gerste hinauswirft aus den Hof,
kommen die Hühner gelaufen und der große Hahn; will Sperling
ein Körnchen nehmen, zankt der Hahn und jagt ihn fort.
Heute war der Sperling sehr hungrig, hatte noch gar nichts
gegessen. „Lieber Hahn," sprach er, „laß mich nur drei Körner
nehmen, dann habe ich genug; du hast immer noch hundert!"
„Nein," erwiderte der Hahn, „du bist ein unnützes Tier,
fort mit dir!" — Und er hackte auf den Sperling los, daß dieser
entfliehen mußte.
„Aber ich will doch auch leben!" rief der arme Sperling.
„Siehe zu, wo du etwas findest," sprach der zornige Hahn.
„Nochmals hinweg!"
Das hörte ein junges Hühnchen, pickte schnell drei Körner
auf, lief unbemerkt hin und brachte sie dem Hungrigen. Sper-
ling vergaß das dem Hühnchen sein lebelang nicht und war ihm
immer sehr freundlich und gut.
40. Das Taubenhaus.
(Nach Pilz.)
Kommt, Kinder, wir wollen zu dem Taubenhause gehen!
Da steht es mitten im Hofe wie ein kleines Schloß. Es hat
auch einen Turm, welchen die kleinen Bewohner besteigen können.
Die allerliebsten Tierchen, wie ihre hellen Farben schimmern und
glänzen! Einige haben ein blaugraues, andre ein grünschillerndes,
manche ein weißes, manche ein schwarzes, wieder andere ein gar
scheckiges Kleid. Diese hier trägt ein schmuckes Häubchen, und
die da drüben sind gar mit einem Kragen geschmückt. Hier habt
ihr einen guten Bissen, ihr kleinen Leute! Appetit fehlt auch
nicht, wie es scheint. Wie schnell geht es mit dem Aufpicken.
Horcht! Ruckedigu! Ruckedigu! Hehehehe! Es ist die Lach-
taube, die sich hören läßt und bei uns irriger Weise Turteltaube
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
54
Ja wäre er ganz allein in der Welt,
er bliebe gewiß ein rechter peld.
Nun hört er von fern eine Peitsche schallen,
da ist ihm gleich der Blut gefallen,
sieht nicht erst noch einmal näher zu,
lauft aus und davon in einem Nu.
89. Der Anstand.
(Curlman.)
Weine Mutter wollte gern einen Hasenbraten haben, weil Besuch
kommen wollte. Da sagte sie zu dem Onkel: „Eei doch so gut und
schaffe mir einen 4)äsen." Er war gleich bereit, und ich durste auch mit-
gehen. Gegen Abend lud der
Onkel seine Flinte, und wir
gingen langsam nach dem
Walde zu' denn vor der
Dämmerung dursten wir nicht
ankommen. Als wir im Wal-
de waren, suchte der Onkel
einen schönen Platz; vor uns
lag eine Wiese, welche überall
von Bäumen eingefaßt war.
Wir setzten uns auf einen
Stein hinter einen Busch und
waren mäuschenstill. Zuerst
kam ein Reh aus dem Walde,
ein gar niedliches Tierchen,
rötlich mit kleinen pörnerchen,
mit hellen Augen und zier-
lichen Beinen. Aber der
Onkel schoß es nicht, weil
es nicht Zeit war, Rehe zu
schießen, und weil die Mutter bloß einen Hasenbraten begehrt hatte. Das
Rehchen fraß ganz ruhig fein Gras und sprang vor Vergnügen hierhin
und dorthin. Über eine Weile rasselte es in den Blättern des Gebüsches,
und ein pafe hüpfte in weiten Sprüngen heraus, dann setzte er sich,
spitzte die Ohren und machte ein Männchen, pernach fraß er Gras, bis
er endlich ganz nahe vor uns kam. Da machte er noch einmal ein
Männchen; aber es bekam ihm schlecht; denn der Onkel hatte unter-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
38
„Leutchen! ei, es wundert mich,
daß ihr nicht gehorchet
und nicht jedem dankbar seid,
welcher für euch sorget.
Unsrer lieben Königin
folgen wir mit Freuden,
und wer sie verletzen will,
hat mit uns zu streiten."
59. Die Biene und die Taube.
(Michaelis.)
Ein Bienchen fiel in einen Bach;
das sah von oben eine Taube
und warf ein Blättchen von der Laube
ihr zu. Das Bienchen schwamm darnach
und half sich glücklich aus dem Bach.
Am andern Tag saß unsre Taube
in Frieden wieder auf der Laube.
Ein Jäger hatte schon den Hahn auf sie gespannt.
Mein Bienchen kam; piek! stach's ihn in die Hand;
puff! ging sogleich der Schuß daneben.
Die Taube flog davon. — Wem dankte sie ihr Leben?
60. Der Käfer.
(Dinter.)
Ein kleiner Küfer schwirrte
vergnügt ums Bäumchen her;
allein im Garten irrte
ein wilder Bub' umher.
Er fing das arme Tierchen
und packt's bei seinem Bein
und bindet's an ein Schnürchen,
das arme Küferlein.
60
Die Mühle dann Hink ihre Räder bewegt:
Klipp, klapp!
Und schenkt uns der Himmel nur immerdar Brot,
so sind wir geborgen und leiden nicht Not!
Klipp, klapp! klipp, klapp! klipp, klapp!
1 Ob. Der Teich.
(Curtman.)
Nicht weit von der Mühle ist ein Teich, dessen Wasser
so breit ist, dass man keinen Steg darüber legen, nicht ein-
mal mit einem Steine darüber werfen kann. In diesem Teich
sind Fische, grosse und kleine, bräunliche und gräuliche,
die schwimmen hin und her und sind bald oben auf der
Fläche, bald unten auf dem Grunde. Wirft man ihnen ein
Bröckchen Brot ins Wasser, so schwimmt ein ganzer Trupp
herbei und schnappt darnach. Anfangs sind es nur kleine
Tischchen, welche sich sammeln; hernach kommen aber
auch grössere: Karpfen, so breit, wie meine Hand, und
Hechte, so lang wie mein Arm. Vor den Hechten fürchten
sich die anderen; denn sie sind Raubfische, sie haben scharfe
Zähne und heissen die kleinen Tischchen tot und fressen
sie. Und ihr könnt euch auch hüten, dass euch kein Hecht
in die Finger heisst. Der Müller will auch die kleinen
Tischchen nicht alle gefressen haben und lässt deshalb nicht
viele Hechte in dem Teiche. Wollt ihr wissen, wie er sie
fangt? Ich habe ihm einmal zugesehen. Da nahm er
einen Angelhaken von Stahl, der war sehr spitz, band eine
lange Schnur daran und befestigte sie an einen Stock; das
Ganze nannte er seine Angel. Nun nahm er einen Regen-
wurm unter einem Steine heraus, steckte diesen so in den
Haken, dass man die Spitze nicht sah, und dass man meinte,
der Wurm schwimme im Wasser. Hierauf setzte er sich
ganz ruhig an das Ufer und liess die Angel in das Wasser
hängen. Uber eine Weile kam ein grosser Hecht, betrachtete
den Wurm und dachte: „Ei der soll mir gut schmecken.“
Geschwind fuhr er darauf los, sperrte sein Maul weit auf
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
63
Doch sieh, jetzt macht Herr Langbein einen krummen
Rücken, breitet seine Flügel aus, zieht die langen Beine
rückwärts und fliegt fort. Dort auf der sumpfigen Wiese
stolziert er würdevoll umher, sucht nach Fröschen und
spielst einen jeden derselben mit seinem schwertähnlichen
Schnabel an. Der arme Sumpfmusikant quakt, zappelt im
Schnabel seines Feindes, muss aber schliesslich ohne Er-
barmen in den grossen Storchmagen hinunterspazieren. Der
Storch ist recht eigentlich zum Froschspiefsen und Sumpf-
waten gemacht. Wofür hätte er sonst den langen Schnabel,
den langen Hals und die langen, dürren Beine, sowie die
Schwimmhaut zwischen seinen Vorderzehen ? Sein Nest baut
er von Dornen und Stroh und brütet darinnen in drei Wochen
vier bis fünf Junge aus. Ende August zieht er mit seinen
flügge gewordenen Jungen nach wärmeren Ländern und
kehrt erst Ende März wieder zu uns zurück.
107. Ein schweres Rätsel.
(Hoffmann von Fallersleben.)
Auf unsrer Wiese gehet was,
watet durch die Sümpfe,
es hat ein weifses Jäcklein an,
trägt auch rote Strümpfe,
fängt die Frösche schnapp wapp wapp,
klappert lustig klapp er di klapp —
wer kann das erraten?
Ihr denkt, es ist der Klapperstorch,
watet durch die Sümpfe,
er hat ein weifses Jäcklein an,
trägt auch rote Strümpfe,
fangt die Frösche schnapp wapp wapp,
klappert lustig klapp er di klapp; —
nein, nein! ’s ist eine Störchin.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Langbein August Hoffmann_von_Fallersleben
43
O bin ich nicht dem Bäumchen gleich?
Zwar jetzt nur noch an Blättern reich;
doch giebt der liebe Gott Gedeihn,
so will ich's auch an Früchten sein.
70. Was die Tiere alles lernen.
(Löweustein.)
Die Enten lernen schnattern,
die Fledermäuse flattern,
die Hähne lernen krähen,
die Schafe lernen bähen,
die Tauben lernen fliegen
und meckern alle Ziegen,
die Stare lernen plappern,
die jungen Störche klappern,
das Mausen und Haschen lernt das Kätzchen,
das Schmausen und Naschen lernt das Spätzchen.
Die Alten zeigen, wie sie's gemacht,
die Jungen folgen und geben acht
und machen es dann selber.
Die Bienen lernen sparen,
arbeiten und bewahren,
die Spinne lernet weben,
der Schmetterling lernt schweben,
die Fischlein lernen schwimmen,
Eichhörnchen lernet klimmen,
das Brüllen lernt das Kälbchen,
und bauen lernt das Schwälbchen,
und Fink und Lerch' und Nachtigall,
der Stieglitz und die Vöglein all',
die lernen süßer Lieder Schall.
Die Alten zeigen, wie sie's gemacht,
die Jungen folgen und geben acht
und machen es dann selber.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
108
Aber sein Herr bemerkte ihn auch und beschloß, das träge Tier zu strafen.
Er belud ihn daher des andern Tages mit Schwämmen und trieb ihn
durch eben diesen Bach. Auch setzt legte sich der Esel in der Mitte nieder.
Aber wie erschrak er, als er wieder aufstand und seine Bürde mehr als
noch einmal so viel verstärkt fühlte. Kaum daß er sie ertragen konnte.
Und niemals ward wieder dieses Kunststück von ihm versucht.
174. Der Bär und die Bienen.
(Dinttr.)
In Polen brummt ein wilder Bär:
„Ihr Bienen, gebt mir den Honig her!
Ich bin so groß und ihr so klein,
ihr sollt mir wahrhaftig nicht hinderlich sein."
Und eh' die Bienlein sich's versahn,
so klettert er den Baum hinan.
Er klammert sich fest und brummt und brummt,
das Bienlein summt, das Bienlein summt.
„Ihr Bienen, gebt mir den Honig her!"
„Es wird nichts daraus, es wird nichts, Herr Bär!"
Der Bär steckt schon die Nase hinein:
„Weg da, ihr Bienen, der Honig ist mein!"
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
113
Neste in einen Bauer, beffeit Thüre aber offen war. Ein kleines Näpfchen
zum Saufen und ein Kästchen mit Futter wurde ebenfalls hineingestellt.
Der Sperling wurde völlig groß und wohnte gern in dem Neste des
Bauers und schlief des Nachts in demselben. Am Tage flog er frei in
der Stube umher und scheute sich vor niemand; aber mit Karolinen that
er sogar bekannt, er flog auf ihren Kopf, er setzte sich ans ihren Schoß,
und wenn sie an dem Tische saß und las oder schrieb, so hüpfte er un-
besorgt vor ihr herum, pickte in den hingehaltenen Finger, ließ sich mit
dem Finger streicheln und sogar sich greifen. Dadurch wurde der Bogel
Karolinen sehr lieb.
3.
Den ganzen Winter über blieb der Vogel bei Karolinen. Da aber
das Frühjahr kam, und die Tage wieder wärmer und länger wurden,
da lebten auch die Sperlinge draußen wieder ans und zirpten und zwit-
scherten. Der Sperling in der Stube hörte das, und wiewohl er anfangs
eben nicht darauf achtete, so schien er doch mit der Zeit immer aufmerk-
samer darauf zu werden; er flog ans Fenster, die andern Sperlinge 31t
suchen, und zirpte ebenfalls, aber, wie es Karolinen vorkam, nicht so lustig
als die, welche im Freien waren. In der That verlor das kleine Geschöpf
fast alle Munterkeit, die es gehabt hatte. „Was mag ihm nur fehlen?"
fragte Karoline; „er frißt und säuft nicht mehr wie sonst." —
„Ihm fehlt viel, liebes Kind," antwortete ihr die Mutter. „Er ist
hier einsam und hört die andern draußen lustig zwitschern. Da wird
das Verlangen nach ihnen rege; er möchte gern bei seinesgleichen sein
und mit ihnen überall umherfliegen; dann erst wäre ihm wohl!"
Karoline hatte genau gemerkt, was die Mutter sagte. Sie wartete
einen Tag und noch einen, ob ihr Liebling nicht wieder lustig und wohl-
gemut werden würde, aber er wurde es nicht. Stundenlang saß er am
Fenster still auf einem Orte, dann und wann zirpte er einmal ganz kläg-
lich, und nur dann regte er sich lebhafter, wenn er einen andern Sperling
fliegen sah.
„Mutter," sagte jetzt Karoline, „ich will den Sperling heraus lassen;
er sehnt sich gar zu sehr nach den anderen und will nicht wieder froh
werden."
„Läßt du ihn auch gern weg?" fragte die Mutter.
„Nicht recht gern," antwortete Karoline, „er ist mir so lieb, weil ich
ihn aufgefüttert habe; aber ehe er sich grämen soll, will ich ihn lieber
frei lassen."
Gabriel u. Supprian, Lesebuch. D. l.
8
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
Extrahierte Personennamen: Karoline Karoline Karoline Karoline Gabriel
121
zum Singen. Und als sie fertig waren und um ihn her standen, da nahm
er einen großen Farbenkasten und malte ihnen bunte Federn. Da kam
die Taube an die Reihe und erhielt einen blauen Hals und rötliche
Flügel, und der Kanarienvogel wurde so gelb wie eine Citrone, und die
Bachstelze wurde grau mtb bekam einen schwarzen Strich und einen weißen
Fleck daneben; mtb alle Vögel wurden prächtig gefärbt, wie es sich für jeden
schickt. Nur einer war übrig geblieben, weil er hinter den andern stand
und sich nicht vordrängen wollte, das war der Distelfink. Als er endlich
auch herbeikam, da hatte der liebe Gott alle Farben verbraucht, und es
war nichts mehr übrig als die leeren Schälchen. Da weinte das arme
Vögelchen, daß es nicht auch so ein buntes Federkleid haben sollte, wie
die andern. Der liebe Gott aber redete ihm zu und sprach: „Sei ruhig!
Es ist noch in jedem Schälchen ein klein wenig Farbe zurückgeblieben, das
will ich mit dem Pinsel austupfen und aus deine Federn streichen."
Und er that es und malte den Distelfink ein bißchen rot und ein bißchen
blau und ein bißchen schwarz und ein bißchen grün, aus allen Schälchen
ein wenig, so daß er der bunteste unter allen Vögeln wurde mtb dem lieben
Gott dankte, daß er ihn so schön gemacht hatte.
192. Der kleine Vogelfänger.
(Hoffmann von Fallersleben.)
„Wart, Vöglein, wart, jetzt bist du mein,
jetzt hab' ich dich gefangen,
in einem Käfig sollst du jetzt
an meinem Fenster hangen!"
„Ach, lieber Bnbe, sag mir doch,
was hab' ich denn begangen,
daß du mich armes Vögelein,
daß du mich hast gefangen?"
„Ich bin der Herr, du bist der Knecht;
die Tiere, bte da leben,
die sind dem Menschen allzumal
und mir auch untergeben."
„Das, lieber Bnbe, glaub' ich nicht,
das sollst du mir beweisen!"
„Schweig still, schweig still! Sonst brat' ich dich
und werde dich verspeisen!"
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]